Die Freien Demokraten trauern um Dr. Wolfgang Gerhardt

Dr. Wolfgang Gerhardt
13.09.2024

Der ehemalige Bundesvorsitzende und Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion verstarb im Alter von 80 Jahren. Über Partei- und Landesgrenzen hinweg genoss er großes Ansehen.

Der Tod Wolfgang Gerhardts ist eine traurige Nachricht für alle Liberalen in Deutschland und Europa. Fast 60 Jahre hat er sich mit der FDP gemeinsam für eine freie und starke Gesellschaft eingesetzt. Wolfgang Gerhardt hat über Jahrzehnte Verantwortung für die gemeinsame Sache übernommen: Etwa als Landesvorsitzender der FDP Hessen, als stellvertretender Hessischer Ministerpräsident, als Fraktionsvorsitzender der FDP im Hessischen Landtag, als Bundesvorsitzender der FDP und Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion – und zuletzt als Vorstandsvorsitzender der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit.

Dabei hatte er immer einen klaren politischen Kompass: Sein Verständnis von Freiheit und Verantwortung rückte nicht den Staat, sondern den Einzelnen in den Mittelpunkt. Der Mensch, das Leben jedes Einzelnen war für ihn Maß und Grundpfeiler einer freien Gesellschaft. Sein Tod erfüllt die gesamte liberale Familie mit tiefer Trauer. Der FDP-Bundesvorsitzende Christian Lindner würdigte den Stil und Charakter seines Vorgängers: „Nicht mit dem Säbel, sondern mit dem Florett stritt und kämpfte er unermüdlich für unsere Grundüberzeugungen einer Gesellschaft in Freiheit und Eigenverantwortung. Er war dabei immer hartnäckig in der Sache und gleichzeitig herzlich und lebensfroh.“

Als überzeugter Demokrat warb er für den parteiübergreifenden Diskurs und war immer offen für das Wort und gute Argument des Anderen. Nicht nur darin ist und bleibt er uns Vorbild – gerade in Zeiten der gesellschaftlichen Polarisierung.

Liberalismus und das umfassende Bekenntnis zur Freiheit waren für Wolfgang Gerhardt nicht nur ein parteipolitisches Programm, sondern eine Haltung zum Leben – mit einem Fundament aus Verantwortungsbewusstsein, Interesse, Lernbereitschaft und individuellem Fleiß. Schwierige Aufgaben und Herausforderungen waren für ihn Ansporn: Als die FDP Hessen bei der Landtagswahl 1982 den Einzug ins Landesparlament verfehlte, erklärte er sich bereit, den Vorsitz des Landesverbands zu übernehmen. Bald darauf kehrte die FDP mit 6,5 Prozent der Stimmen ins Parlament zurück. Gemeinsam mit Guido Westerwelle einte und formte er die FDP in den Jahren der rot-grünen Bundesregierung als kraftvolle Opposition der Mitte und der wirtschaftspolitischen Kompetenz und Vernunft. Damit schuf er für die FDP die Voraussetzungen für das Erstarken und die Übernahmen von Regierungsverantwortung.

Gerade sein konsequentes Eintreten für Chancengerechtigkeit als Grundlage einer erfolgreichen Bildungspolitik, aber auch seine wertegeleitete Außenpolitik, werden in Erinnerung bleiben.

Die liberale Familie und Deutschland haben einen großen Liberalen und eine herausragende Persönlichkeit verloren. FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai kondolierte: „Unsere Gedanken sind jetzt bei seiner Frau, seinen Kindern und seinen Freunden. Wolfgang Gerhardt wird uns sehr fehlen. Wir werden uns weiter für seine politischen Ziele einsetzen.“

Auch der Vorsitzende der FDP/DVP-Fraktion und der Fraktionsvorsitzenden-Konferenz der Freien Demokraten, Dr. Hans-Ulrich Rülke, drückte Trauer und Anteilnahme aus: „Wir trauern aufrichtig um Wolfgang Gerhardt. Mit ihm verlieren wir einen engagierten FDP-Politiker, der sich auch in schweren Zeiten mit allen Kräften für die liberale Sache einsetzte. Er stand immer für eine solide, zuverlässige und erfolgreiche bürgerliche Politik der Mitte und war in seinen Ämtern stets dem südwestdeutschen Liberalismus freundschaftlich verbunden. Wir verlieren einen Freund. Unser Mitgefühl ist bei seinen Angehörigen.“